Daneben war auch Zeit genug, die Stadt Ljubljana zu erkunden und am kulturellen Leben Anteil zu nehmen. Am meisten beeindruckt war ich allerdings von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft meiner Kolleginnen und Kollegen, aber auch von den Beamten des Ministeriums und überhaupt allen Slowenen, denen ich begegnet bin. Ihr Anliegen ist es, dieses kleine, so vielfältige Land bekannter zu machen. Und mit diesem Aufenthalt ist dies sicher gelungen, denn ich bin mit dem Bewusstsein zurückgekehrt, einige liebe Freunde gewonnen zu haben und unser südliches Nachbarland viel besser kennen gelernt zu haben.
Montag, 15. März 2010
Bilanz nach 2 Wochen Slowenien
Daneben war auch Zeit genug, die Stadt Ljubljana zu erkunden und am kulturellen Leben Anteil zu nehmen. Am meisten beeindruckt war ich allerdings von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft meiner Kolleginnen und Kollegen, aber auch von den Beamten des Ministeriums und überhaupt allen Slowenen, denen ich begegnet bin. Ihr Anliegen ist es, dieses kleine, so vielfältige Land bekannter zu machen. Und mit diesem Aufenthalt ist dies sicher gelungen, denn ich bin mit dem Bewusstsein zurückgekehrt, einige liebe Freunde gewonnen zu haben und unser südliches Nachbarland viel besser kennen gelernt zu haben.
Freitag, 12. März 2010
Zentralmatura
Wie die Zentralmatura für die Schüler/innen abläuft, das ist ja klar: An einem bestimmten Tag erhalten alle im ganzen Land die gleichen Angaben. Interessant ist aber, wie die Bewertung erfolgt: Dazu nämlich werden die Lehrkräfte eines Faches für mehrere Tage zu einer Klausur zusammengezogen, wo dann die Arbeiten anonym korrigiert werden. D.h., jede Arbeit ist mit einem Code gekennzeichnet, und man weiß als korrigierende Lehrkraft nicht, von wem die Arbeit stammt - also eine grundsätzlich andere Vorgangsweise, als sie in Österreich geplant ist. Zusätzlich werden etwa 20% aller Arbeiten von einer zweiten Lehrkraft "gegengelesen", damit es nicht zu große Abweichungen gibt.
Die Notengebung erfolgt also nicht individuell durch die unterrichtende und korrigierende Lehrkraft, sondern nach dem Gauß'schen Normalverteilungssystem. Für die einzelnen Teilaufgaben werden Punkte vergeben, und zentral werden dann die Noten zugeteilt. Die Begründung dafür ist, dass keine Schülergeneration im Land besser oder schlechter als im Vorjahr sein kann, sondern stets ein Spiegelbild der jeweiligen gesellschaftlichen Situation darstellt. Auf diese Weise kommt grundsätzlich ein besserer Durchschnitt heraus als bei der vorher durchgeführten individuellen Bewertung. Mit kleineren Einschränkungen stehen heute die Lehrer/innen in Slowenien zu dieser Art der Durchführung der Matura.
Noch eine Besonderheit möchte ich erwähnen: die "Mock-Matura". Das ist so etwas wie eine Probematura. Jedes Jahr wird ein Gegenstand ausgewählt, in dem die Schüler/innen einen solchen Probelauf machen können. Dieses Jahr wird es am Samstag, 13. März sein. Die Aufgabenstellungen unterscheiden sich natürlich von der tatsächlichen, aber Methoden und Ritual können auf diese Art und Weise schon geübt werden.
Donnerstag, 11. März 2010
Ein Blick hinter die glänzenden Fassaden
her ungefähr unserer Handelsakademie entspricht. Schon der erste Eindruck macht den Unterschied deutlich. Und nach dem Besuch mehrerer Unterrichtsstunden ("Ekonomia", Deutsch, Englisch) zeigt mir eine nette Englischlehrerin die Räumlichkeiten der Schule. Sie beklagt nicht nur die enge räumliche Situation und die baulichen Mängel (das Schulgebäude wurde in den 1930er Jahren errichtet und seitdem noch nicht renoviert), sondern auch die schlechten Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte. Von eigenen Arbeitsräumen, wie sie uns so stolz in anderen Schulen präsentiert wurden, kann hier keine Rede sein, alle etwa 40 Kollegen müssen mit einem ziemlich kleinen Konferenzzimmer vorlieb nehmen, wo sich auch die Unterrichtsmaterialien auf den Tischen stapeln. Auch Teamteaching gibt es nur in Ansätzen, und die Fremdsprachengruppen bewegen sich bei einer Schülerzahl zwischen 25 und 30.Aber nicht nur die räumliche Situation macht das Unterrichten hier schwierig, auch mit dem Curriculum ist man nicht glücklich. Hatte diese Schule vor etwa 15 Jahren das österreichische Konzept der Handelsakademien übernommen, so musste man etwa 7 Jahre später auf das neue gesamtslowenische Konzept der Sekundarstufe II umsteigen. Und so gibt es heute hier zwei Schultypen mit je 3 Parallelklassen:
- Eine ökonomische Mittelschule ("ekonomski tehnik"), die mit einer Art Berufsmatura abschließt. Der Lehrplan umfasst einerseits allgemeinbildende Gegenstände und zwei Fremdsprachen, andererseits auch einige Spezialfächer. Der Anteil der IKT-bezogenen Fächer ist aber viel geringer als in der HAK.
- Ein Wirtschaftsgymnasium ("ekonomska gimnazija") endet mit dem Abschluss der Matura. Der Anteil der allgemeinbildenden Gegenstände ist noch höher als in der Mittelschule, und die kaufmännischen Fächer sind sehr theoretisch und nicht so praxisorientiert wie bei uns. Informatik kommt nur bei den Wahlpflichtfächern vor.
Natürlich ist auch das nur eine einzelne, subjektive Wahrnehmun
g, und im Gespräch am Abend hat mir Vida erzählt, dass in der etwa 30 km entfernten Bezirksstadt Kranj vor kurzem eine nagelneue Wirtschaftsschule eröffnet wurde, die in der Ausstattung beste Sahne sein soll. Aber dennoch werden meine - vielleicht allzu euphorischen - Eindrücke der letzten Tage etwas korrigiert und ergeben nun ein wahrscheinlich realistischeres, vielschichtigeres Bild.
Ein bekanntes Bild: Platzmangel im Konferenzzimmer
Mittwoch, 10. März 2010
Auf der Überholspur?
- Foreign Language Teachers:
Lehrkräfte aus anderen Ländern werden für zwei Jahre in den Schulen fix angestellt und unterstützen die slowenischen Lehrer im Unterricht. Vergleichbar ist dies vielleicht mit den fremdsprachigen Assistenten an den österreichischen Schulen. Doch während diese in der Regel Studenten sind, sind die "foreign language teachers" voll ausgebildete Pädagogen. - Team Teaching:
Dies ist zweifellos das ambitionierteste Projekt. Nicht nur die "foreign language teachers" unterstützen beispielsweise die Englisch- oder Deutschlehrer, Teamteaching kann es prinzipiell in allen Gegenständen geben. Dabei werden auch Fächer übergreifende Konzepte angewendet. Systematisch wird versucht, die Fremdsprachenkompetenz zu erhöhen, wo nur irgendwie möglich. So habe ich beispielsweise eine Unterrichtseinheit zum Zweiten Weltkrieg (Slowenisch/Deutsch) und eine Regionalanalyse der Region Dolejnska (Geographie/Geschichte/Kunst) unter Einbindung deutscher Vokabel gesehen.
Teamteaching, Fächer übergreifender und projektorientierter Unterricht: Alltag in slowenischen SchulenInsgesamt investiert Slowenien viel in die Personalressourcen. Ein Vergleich zwischen der Situation hier und in Österreich fällt eindeutig zugunsten des kleinen Nachbarlandes aus. Die einzige Einschränkung gibt es vielleicht im Hinblick auf die Gruppengröße im fremdsprachigen Unterricht. So etwas wie Gruppenteilungen gibt es in Slowenien nicht. In der Regel bewegt sich die Klassengröße aber zwischen 20 und 25. Klassen mit über 30 Schülern habe ich bisher nicht gesehen. Und natürlich sind slowenische Schulen ganz intensiv an internationalen Projekten beteiligt.
Allerdings könnte diese geradezu paradiesisch anmutende Situation in Anbetracht des aktuellen Geldmangels, der natürlich auch vor Slowenien nicht Halt macht, bald zu Ende gehen. So wird gemunkelt, dass die Gelder für oben beschriebenen Projekte ab dem nächsten Schuljahr massiv gekürzt werden sollten. Es bleibt zu hoffen, dass damit dieses ambitionierte Projekt nicht ganz abgewürgt wird.
Dienstag, 9. März 2010
Sloweniens Schulen sind anders
- Wie lange müssen Schüler in Slowenien die Schule besuchen?
Die Schulpflicht beginnt im Alter von 6 Jahren und dauert insgesamt 9 Jahre. In dieser Zeit besuchen die Kinder eine Art Gesamtschule. Mit 15 gibt es dann mehrere Möglichkeiten: Entweder sie besuchen ein Gymnasium oder eine höhere technische Schule ("Vegova", die Schule in der ich eingesetzt bin, ist ein solches "technisches Gymnasium"). Beide enden mit der Matura. Daneben gibt es sogenannte "vocational schools", vergleichbar mit Berufsschulen. So etwas wie unsere berufsbildenden höheren und mittleren Schulen bei uns gibt es in Slowenien nicht. - Wie läuft der Schulalltag in einer höheren Schule ab?
Der Unterricht beginnt meist früher als bei uns, in der Regel schon um 7:30 Uhr. Die Stunden dauern 45 Minuten. Meistens haben die Schüler 7 Stunden, dh. der Unterricht endet um 13:30 Uhr. An einigen Tagen in der Woche gi
bt es aber auch Nachmittagsunterricht. In der großen Pause (nach 4 Stunden), das ist zwischen halb elf und elf, bekommen die Schüler gratis ein warmes Essen, wobei sie zwischen zwei "Menüs" wählen können. Diese Regelung wird es allerdings ab dem nächsten Jahr nicht mehr geben. Dann werden die Schüler dafür einen kleinen Beitrag zahlen müssen. Die Begeisterung für diese warme Jause hält sich bei den Schülern in Grenzen. - Es gibt nur Wanderklassen.
Bei uns hat jede Klasse einen eigenen Raum. Das bedeutet, dass die Lehrer von einer Klasse zur anderen "wandern". In Slowenien tun das di
e Schüler. Das heißt, dass es für die einzelnen Gegenstände eigene Räume gibt, die auch dementsprechend gestaltet sind. An den Wänden hängen Poster, und die Lehrkräfte können ihre Materialien dort lassen und müssen nicht alles von einer Klasse in die andere schleppen. Meine Wahrnehmung ist auch, dass die Klassenräume sauberer sind als bei uns (in manchen Klassen), und auf den Gängen ist in den Pausen viel los. Natürlich ergibt das ein anderes Problem: Wo können die Schüler ihre Sachen deponieren? Dafür gibt es Garderobekästen, die meistens sehr klein sind. - Lehrkräfte haben kleine Büros zur Vorbereitung
Im Konfrenzzimmer ist meist weniger Platz als bei uns, aber die meisten Fachgruppen haben eigene kleine Büros, wo die Lehrer einen kleinen Platz haben. Meistens teilen sich mehrere Kollegen einen Computer. Das macht es zwar grundsätzlich möglich, dass Lehrer ihre Arbeit komplett in der Schule erledigen. Aber so ganz 100%ig ist das nicht durchgesetzt. Die Lehrverpflichtung - also die Anzahl der Stunden, die Lehrkräfte unterrichten müssen, ist etwa so hoch wie in Österreich.
Gratismenü für Schüler - nur mehr in diesem Schuljahr
Garderobe für Schüler im Gymnasium von Novo Mesto
Sonntag, 7. März 2010
Slowenien - kleines Land der Vielfalt
Am Freitag unternehmen wir einen Ausflug in den Karst und an die Adriaküste. Da sowohl Maria Dörfler als auch ich die Hauptattraktionen (wie etwa die Höhlen von Postojna und Skocian) schon kennen, sehen wir vor allem die "verborgenen Schätze: Dazu gehört beispielsweise das alte Karstdorf Staniel (also St. Daniel) mit einer Kirche aus dem 15. Jh. und einem alten, authentischen Steinhaus. Nach einer kurzen Rundfahrt durch die beiden Teile der Stadt Görz / Gorizia / Nova Gorica fahren wir an die Adriaküste. Den Sonnenuntergang in Piran können wir wegen der Kälte aber doch nicht richtig genießen.

Stanjel im slowenischen Karst

Blick auf die Altstadt von Ptuj
Donnerstag, 4. März 2010
Schulen und Institutionen...
- National Education Institute (entspricht ungefähr unseren pädagogischen Instituten): Hier erfahren wir von Katja Pavlic Skerjanc Interessantes über Innovationen im Curriculum der slowenischen Schulen, hauptsächlich im Bereich der Sekundarschulen ab 14. Beeindruckend ist, mit wie viel Energie Slowenien dabei ist, an die Spitze zu kommen. Erwähnenswert ist einerseits, dass viel Geld in Ausstattung und Ausbildung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik gesteckt wird, andererseits sind die "Europaklassen" und "Teamteching" spezielle slowenische Ausprägungen.
- Gymnasium "Poljane" in Ljubljana
Wir werden von Marjeta Sres durch die traditionsreiche Schule geführt und nehmen an einer Deutschstunde teil, in der es um Wiener Kaffeehäuser geht. - Österreich-Institut
Diese Institution, die dem Außenministerium untersteht, versteht sich als Gegenpol zum deutschen Goethe-Institut und arbeitet daran bewusst zu machen, dass Deutsch eine "plurizentrische" Sprache ist umd dass es auch einen österreichischen Standard gibt. Wir erhalten von der Leiterin Christine Ogrosek einen Überblick über die Arbeit des Instituts und die Zusammenarbeit mit slowenischen Schulen. So werden Workshops und Projektwochen angeboten, auch das Österreichische Sprachdiplom kann hier erworben werden. Interessant in diesem Zusammenhang: das Österreich-Portal im Internet http://www.oesterreichportal.at/
Mittwoch, 3. März 2010
Schulbesuche in Ljubljana und Novo Mesto
- Vegova / Elektrotechnisches und Computergymnasium Ljubljana (02. 03.)
Nach dem Empfang durch den Schulleiter Silvester Tratar werden wir durch die Schule, die von etwa 1000 Schülern besucht wird, geführt. Danach besuchen wir eine bilinguale Geschichtsstunde Slowenisch/Deutsch (Thema: Beginn des 2. Weltkriegs). Sie wird von zwei Lehrerinnen im Teamteaching gehalten und überzeugt durch die Fülle des eingesetzten Materials: kopierte Arbeitsblätter, Wandkarte, ein Film. Anschließend gibt es noch eine Besprechung, in der uns vor allem das Teamteaching interessiert, das hier für eine bestimmte Anzahl von Stunden in den so genannten "Europaklassen" möglich ist. - Gymnasium Novo Mesto (03. 03.)
Diese Stadt, etwa eine Autostunde von Ljubljana entfernt, beherbergt mit einer Einwohnerzahl von etwa 20 000 ein bemerkenswertes Gymnasium, das durch seine besondere Atmosphäre und seine moderne Ausstattung überzeugt. Wir erhalten die Gelegenheit, mit Andrea Retelj an mehreren Deutschstunden teilzunehmen und werden auch gleich von den Schülern als Interviewpartner eingesetzt. Andrea ist eine junge, kompetente Lehrerin,die mit viel Überzeugungskraft und Freude das Fach unterrichtet und es versteht, ihre Begeisterung an die Schüler weiterzugeben. Überhaupt überzeugt die Schule durch den hohen Standard des technischen Equipments, aber auch die gemütliche und geräumige Bibliothek im Dachgeschoß. Im Gespräch mit den Lehrkräften (unter anderem einer als Gastlehrerin seit vier Jahren hier tätigen Wirtschaftspädagogin aus Deutschland) wird immer wieder das Interesse an einer internationalen Zusammenarbeit betont.

Die Bibliothek im Gymnasium Novo Mesto: reichhaltig ausgestattet und architektonisch gelungen
Montag, 1. März 2010
Zum Auftakt: Empfang im Ministerium und Stadtführung
Der erste Tag in Ljubljana beginnt mit einem Empfang im Ministerium für Erziehung und Sport. Wir erhalten von Katja Pavlic Skerjanc interessante Informationen über das Bildungssystem in Slowenien und diskutieren auf Englisch die Unterschiede zwischen Slowenien und Österreich.Bronka Straus, Katja Pavlic Skerjanc, Helmut Wagner und Maria Dörfler im Ministerium für Erziehung und Sport
Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant "Sokol", an dem auch einige Lehrerinnen teilnehmen, die wir in den nächsten Tagen noch genauer kennen lernen werden, zeigt uns die Deutschlehrerin Marjeta Sres die Altstadt und die Regierungsgebäude der slowenischen Hauptstadt.

Die Altstadt von Ljubljana bei frühlingshaftem und sonnigem Wetter